Uulenspegel´s Carlsson

03.05.2022

Gesundheit: beidseits Short Ulna und in Folge ED, MDR1 ++ (kein MDR1-Defekt)

Ausbildung: BH

Manchmal kommt es anders als geplant – daher ist der kleine Carlsson nicht wie seine Geschwister in eine neue Familie gezogen sondern hier bei seiner Mutter, dem Rudel und mir geblieben.

Der kleine Kerl ist leider schon sehr früh motorisch/neurologisch auffällig gewesen und so zu unserem Sorgenkind im Wurf geworden. Als die Zwerge langsam angefangen haben sich im Laufen zu versuchen, fiel schnell auf, dass er sich anders entwickelte als die Geschwister. Carlsson lief hinten über Wochen auf dem ganzen Fuß und kam nur nach und nach auch auf seine Zehen hoch. Was die Ursache dafür war, lässt sich nicht sicher sagen. Eine Überlegung war, dass er vor der Geburt verdreht gelegen hat und dadurch Nerven abgeklemmt wurden – das würde durchaus zu Beobachtungen unter der Geburt und zu Auffälligkeiten bei den ersten physiotherapeutischen Behandlungen passen.

Bis zum Zeitpunkt der Abgabe hatte sich sein Gang mit Hilfe von physiotherapeutischer Begleitung, neurologischer Stimulation und vielen kleinen Übungen zwar deutlich verbessert, war aber dennoch weiterhin auffällig. Da niemand sagen konnte wie er sich weiterentwickeln und welche Folgen evtl. auftreten würden, entschied ich ihn hier bei mir zu behalten. Eine Entscheidung über die ich sehr froh bin.

 

 

Carlsson entwickelte sich weiter sehr positiv und ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen gegenüber „seiner“ Familie, die ihn so gerne trotz der Auffälligkeiten aufgenommen hätte, als mit fünf Monaten beidseitig „Short Ulna“ bei ihm diagnostiziert wurde – eine Wachstumsstörung in den Vorderbeinen! Trotz der zeitnahen Operation beider Beine konnten die gravierenden Folgen nur noch etwas abgemildert werden. Carlsson lebt nun mit einer Fehlstellung der vorderen Gliedmaßen, was dauerhaft eine massive Fehlbelastung der Carpalgelenke bedeutet, als Folge eine Dysplasie in den Ellenbogengelenken mit sich bringt und insgesamt zu einem sehr unausgewogenen Körperbau geführt hat. Bisher geht es ihm damit überraschend gut und genießt er ein ziemlich normales Junghundeleben, aber auch hier kann natürlich wieder niemand sagen, wie es sich in Zukunft entwickeln wird.

 

Für Short Ulna gibt es verschiedene Ursachen, neben Infektionen, Über- oder Fehlbelastung und falscher Ernährung vor allem Traumata und nicht zuletzt natürlich auch genetisch bedingte. Diese scheint bei Carlsson leider durchaus denkbar. Allerdings ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es durch sein schlechtes Laufen in den ersten Wochen zu einer deutlichen Über- und Fehlbelastung der Gelenke und der Wachstumsfugen gekommen sein wird, und kann man nicht ausschließen, dass hier ein Zusammenhang besteht.

 

Es ist sehr traurig, einen Hund mit derartigen gesundheitlichen Beschwerden im Wurf zu haben! Allerdings, ohne seine Auffälligkeiten wäre Carlsson nie bei mir geblieben und hätte ich nun nicht diesen traumhaften kleinen Kerl an meiner Seite.

 

Trotz seiner körperlichen Einschränkungen hat sich Carlsson super entwickelt und ist zu einem richtig tollen Junghund herangewachsen. Nachdem ich am Anfang sehr damit gehadert habe zu dem sehr ungünstigen Zeitpunkt mit zwei wirklich schon sehr alten Hunden einen Welpen dazuzubekommen bin ich inzwischen einfach nur glücklich, dass er hier ist. Die Zeit mit den Omis war und ist völlig problemlos und entspannt verlaufen und alle konnten und können sehr voneinander profitieren. Carlsson hat sich unkompliziert ins Rudel und unseren gemeinsamen Alltag eingefügt und hat sicherlich viel dadurch gelernt, dass er neben seiner Mutter auch noch die beiden alten „Tanten“ um sich herum hatte.

Der „Kleine“ – er ist mit 44cm tatsächlich klein – ist ein energiegeladener Clown mit einer unbändigen Lebensfreude und einer Menge „Schalk im Nacken“. Er ist eine begeisterte Wasserratte und mit gerade mal 12 Wochen das erste Mal Schwimmen gegangen, das habe ich vorher tatsächlich noch bei keinem unserer Hunde erlebt. Auch im Rahmen der regelmäßigen Physiotherapie weiß er Wasser sehr zu schätzen und würde am liebsten gar nicht mehr runterkommen vom Unterwasserlaufband. Die diversen Übungen zur Therapie findet er auch klasse, auf die manuelle Behandlung würde er zugunsten dieser dann verzichten. Während er die Physiotherapie insgesamt sehr gerne besucht, hat seine Begeisterung für tiermedizinische Behandlungen verständlicherweise etwas gelitten und findet er auch die meisten pflegerischen Notwendigkeiten eher überflüssig.

Carlsson ist für viele Dinge leicht zu begeistern und arbeitet sehr gerne. Dabei lernt er unglaublich schnell, kann Erlerntes gut abrufen und konnte sich auch schon früh recht gut konzentrieren. Er hätte da sicherlich eine Menge Potential… Auf Grund seiner körperlichen Einschränkungen sollte er natürlich nicht übermäßig belastet werden und sich gerne möglichst gelenkschonend bewegen. Daher loten wir gemeinsam beständig einen Mittelweg aus, der ihm ein gewisses Maß an Beschäftigung möglich macht und ihn dabei körperlich hoffentlich nicht zu sehr belastet.

 

 

Zum Glück hat er auch eine sehr gemütliche Seite, so dass er auch ausgiebige Ruhephasen und Kuscheleinheiten genießen kann. Dann wird er gelegentlich auch seinem Spitznamen aus Junghundetagen wieder gerecht – der gechillte Carlsson.

 

 

PS.: Wie mein Rüde Mushu liebt er es, sich mit dicken Knotentauen zu beschäftigen, hinter Gardinen abzutauchen und zu oder am besten noch auf meinen Füßen zu ruhen…