Tina (Soft Coated Wheaten Terrier)

20.09.1993 - 24.08.2009

Ausbildung: BH, OB1, OB2

 

Tina war unser bisher einziger Nicht-Hütehund.

Nachdem 1993 klar wurde, dass wir zu unserem Briardrüden Troll gerne einen zweiten Hund hinzuhaben wollten, tingelten wir erst ziemlich erfolglos durch verschiedene Tierheime der Region, auf der Suche, nach einem gleichfalls „zotteligen“ Hund, der aber etwas kleiner als ein Briard sein sollte.

Diesen fand meine Mutter, als sie spontan auf eine Zeitungsannonce reagierte. Völlig fasziniert von der kleinen zotteligen Hündin, die frech kläffend mit mehreren Hunde und Ziegen auf einigen Holzstößen in einem großen Auslauf herumkletterte, war die Entscheidung bald gefällt, und Tina zog bei uns ein. Und damit fingen zahlreiche Probleme an, und es sollte viele Monate dauern, bis sie zu dem problemlosen Alltagsbegleiter wurde, den wir heute in Erinnerung behalten. Tina hat über 15 Jahre bei uns in der Familie gelebt und doch haben wir nie erfahren, was sie in den ersten Monaten ihres Lebens erlebt oder durchgemacht hat.

Vermutlich werden sowohl mangelnde Sozialisation als auch schlechte Erfahrungen die Ursache für ihre anfänglichen Verhaltensauffälligkeiten sein. Und das, obwohl uns die junge Hündin von einer anerkannten VDH-Züchterin verkauft wurde. Tina war neun Monate alt, als sie zu uns kam. Sie hatte eigentlich die Zucht weiterführen sollen und wurde nun doch verkauft, da sie einen Fehlbiss entwickelt hatte.

Als wir sie übernahmen, war sie so verfilzt und dreckig, dass nur noch die Schere und ein anschließendes Bad halfen.

Tina war zu diesem Zeitpunkt noch nicht stubenrein und ist es ihr Lebtag lang auch nie wirklich geworden.

Ihre erste Handlung war es, verängstigt unter die Küchenbank zu fliehen und dort blieb sie auch zunächst.

Alleine zu sein versetzte sie auch bei kürzesten Zeiträumen in solche Verlassenängste, dass sie alles zerstörte, was sich in ihrer Reichweite befand.

Viele Umweltreize hatte sie ganz offensichtlich noch nie erlebt und auf plötzliche oder ausladende Bewegungen mit Händen oder Füßen reagierte sie so panisch, dass nur eine einzige Erklärung möglich war – sie hatte Angst vor Schlägen und Tritten. Es hat Jahre gebraucht, bis sie ihre Ängste abgelegt hatte und sie hat uns dabei nicht selten zum Verzweifeln gebracht, besonders mit dem Thema Stubenreinheit.

Umso erstaunlicher, dass irgendwie aus ihr doch eine recht souveräne und absolut alltagstaugliche, verschmuste und Körperkontakt liebende Hündin geworden ist, die uns mit ihrem gewitzten und frechen Wesen viel Freude bereitet hat. Als echter Terrier entschied sie gerne schon mal selbständig mit, wie weit ihr Gehorsam gerade gehen sollte. Sie nahm es auch mit zahlen- oder größenmäßig weit überlegenen „Feinden“ ohne Bedenken auf und tat sich schwer damit eventuell auch mal nachzugeben. Eine Charaktereigenschaft, die trotz ihrer grundsätzlich sehr aufgeschlossenen und freundlichen Art gegenüber Mensch und Tier im höheren Alter gelegentlich zu Reiberein im Rudel führte, weil sie auf ihrer Stellung als Rudelchefin beharrte.

Während sie zu Troll eine sehr innige Verbundenheit entwickelte und es ihr nach seinem Tod lange deutlich schlecht ging, gehörten die folgenden Hunde für sie zwar alle irgendwie dazu und wurden auch gebührend begrüßt, es entfaltete sich aber nie wieder eine so enge Beziehung zu einem der anderen Rudelmitglieder.

Tina war mit meiner Mutter zusammen im Hundesport und phasenweise in der Rettungshundeausbildung aktiv und zeigte dabei terriermäßig ihren eigenen Kopf, so dass Prüfungen immer irgendwo zwischen top und flopp lagen, je nachdem, wie die Motivationslage gerade lag. Trotzdem hatte sie am Arbeiten selbst auch viel Freude.

 

War sie zuvor ein ausgesprochen gesunder Hund, so begannen mit dem 8. Lebensjahr erste schwerwiegende Erkrankungen. Die hauptsächliche Belastung in den letzten Lebensjahren war dabei eine ausgeprägte Spondylose. Belastend für uns kamen vor allem in den letzten beiden Jahren viele Symptome hinzu, die beim Menschen einer Demenz zugeordnet würden. Ihr dabei sehr schwankendes Befinden machte es nicht leicht, den richtigen  Moment zu finden, um sie gehen zu lassen.

 

April 2009, Tina mit 15,5 Jahren